Schach-Tennis-WM in Baden-Baden

Am ersten August-Wochenende fand in Baden-Baden das alljährliche kombinierte Schach-Tennis-Turnier statt, das dieses Mal erstmals als Weltmeisterschaft deklariert war. Insgesamt waren Teilnehmer aus 11 Nationen am Start. Ich nahm das erste Mal teil, und alle Teilnehmer sagten, es wäre das bisher mit Abstand am stärksten besetzte Turnier gewesen. 4 Schach-Großmeister waren am Start, mit Laurent Fressinet und Sebastien Maze zwei mit einer Elo über 2600, dazu Titelverteidiger Pavel Tregubov und seine Frau Alexandra Kosteniuk, Frauen-Weltranglistenvierte, ihre Stärken lagen aber eindeutig im Schach. Es war ein toller Event, der beim TC RW Baden-Baden, einem der ältesten und traditionsreichsten Tennisclubs Deutschlands sowie im Schachzentrum des vielfachen deutschen Schachmeisters OSG Baden-Baden durchgeführt wurde.

Der Spielmodus war wie folgt: am ersten Tag wurde Tennis in 7 Runden Schweizer System gespielt, dabei wurden ausschließlich Match-Tiebreaks bis 10 gespielt mit der Besonderheit, dass es bei 10-10 nicht weiterging, bis ein Spieler 2 Punkte Vorsprung hatte, sondern das Match mit remis gewertet wurde. Danach gab es am zweiten Tag 7 Runden Schnellschach, die 4 Punktbesten qualifizierten sich fürs Halbfinale, dazu unten mehr.

Das Tennisturnier wurde eine sichere Beute von Nicolas Moser, österreichische Nummer 4 U16 (Tennis LK5, Elo um die 1600), der alle Matches gewann, vor Ricardo Schutt, Ex-Tennisprofi aus Brasilien und langjähriger Teilnehmer des Tuniers. Ich holte den (geteilten) dritten Platz und verlor nur gegen die beiden Ersten und schlug unter anderem mit den späteren Finalisten Laurent Fressinet und Sebastien Maze sowie Titelverteidiger Pavel Tregubov 3 Schachgroßmeister, die durchaus auch im Tennis mit dem Ball umgehen konnten. Mit 5 Punkten schob sich Sebastien Maze (geschätzte LK zwischen 10 und 12) in die Favoritenrolle nach dem Tennis, Laurent Fressinet mit 4 Punkten brauchte schon ein außergewöhnliches Schachergebnis.

Und das schaffte er tatsächlich: mit 6,5/7 gewann er das Schachturnier klar und zog noch ins Halbfinale ein. Sebastien Maze reichten 5,5 Punkte, das Halbfinale komplettierten Ricardo Schutt und Nicolas Moser mit einem für seine Verhältnisse sensationellen Schachergebnis von 3,5 Punkten. Titelverteidiger Pavel Tregbuov verpasste mit insgesamt 10 Punkten das Halbfinale knapp, in den letzten Jahren hatten immer 9,5 Punkte zum Halbfinaleinzug gereicht, diesmal nicht. Mir gelang im Schach nicht so viel, eingerahmt von Niederlagen gegen Vater und Sohn Tregubov (ersterer revanchierte sich nicht besonders überraschend für seine Tennisniederlage) schaffte ich trotz eigentlich recht ordentlicher Partien gegen starke Gegnerschaft gerade mal 2,5 Punkte.

Jetzt aber zum Halbfinale und Finale: es wurde ein interessanter Modus gespielt, um Schach und Tennis zu kombinieren: auf einem Gartenschach wurde Schnellschach gespielt, wobei die Partie immer nach 6 Minuten unterbrochen wurde, um 6 Punkte Tennis zu spielen. Gewonnen hatte, wer entweder die Schachpartie gewann, oder im Tennis 18 Punkte hatte. Im ersten Halbfinale setzte sich Sebastien Maze gegen Nicolas Moser durch, der zwar im Tennis deutlich vorne lag, aber am Ende das Matt nicht verhindern konnte. Knapper ging es im zweiten Halbfinale zu. Ricardo Schutt lag im Tennis weit vorne und leistete auch im Schach harten Widerstand. Als er am Ende das Matt doch nicht mehr verhindern konnte, fehlten ihm 20 Sekunden zur nächsten Tennisunterbrechung, in der er gute Chancen gehabt hätte, die zum Sieg notwendigen 18 Punkte zu holen. Somit erreichten die beiden französischen Großmeister das Finale, das Laurent Fressinet nach spannendem Verlauf am Schachbrett gewann. Auch im Tennis lag er überraschend am Ende gegen den eigentlich deutlich stärkeren Tennisspieler Sebastien Maze mit 13-11 vorne.

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